Social Media und das Management von Beziehungen

Wo das Riechen noch möglich ist 

Der Beitrag «Analog entscheidet» von Peer-Arne Böttcher in der neusten Ausgabe von GDI Impuls singt ein Loblied auf analoge Beziehungen. Alles, was heute nach «sozial» – und noch besser «social» – klingt, lässt Kassen klingeln. Vor allem diejenigen der Social Networks. «Sozial» ist in der Tat ein Wert, aber keiner, den man einfach so kaufen kann. Was Soziale Netzwerke nicht können, ist nach Böttcher der Aufbau, die Weiterentwicklung und die Pflege von Beziehungen: «Eine Beziehung, die nicht analog gepflegt wird, virtualisiert sich in die Bedeutungslosigkeit». In der Tat, wer auf Facebook fünfhundert oder mehr Freundschaften hat, wird wohl mit den wenigsten aktiv Kontakt halten können. Beziehungen sind das allenfalls nur noch sehr, sehr lose.

Beziehungen sind nie selbstlos, es ist ein Geben und Nehmen, wobei man, um wertvolle Beziehungen aufbauen zu können, erstmal Geben, sprich: investieren, muss. Die Qualität des Eigenen, das man gibt, unter der Einhaltung von Spielregeln, Verhaltens- und Wertnormen ist wichtig, um Vertrauen langfristig zu gewinnen. Ebenso wichtig ist es auch, in der Folge nie zu viel zu Nehmen, d.h. heisst, bei jemandem andauernd in der Schuld zu stehen. Nur so kann man auch gewinnen. Sei es, dass eine Freundschaft entsteht oder ein Geschäft abgeschlossen wird – oder beides. Und das langfristig. Aber: Beziehungen sind erst in zweiter Linie eine Geldsache.

Interessant ist Boetchers Unterscheidung der Begriffe Beziehungsmanagement und Networking. Geht es beim Beziehungsmanagement um den vorwiegend analogen Aufbau und die Pflege von Beziehungen zwischen Personen, ist der Begriff (Social) Networking ein vielmehr struktureller Begriff, der diese so wichtigen personelle und persönliche Interaktion vermissen lässt. Networking töne zwar «nett», lasse aber das Riechen des Gegenübers aussen  vor. Und darum geht es doch in guten Beziehungen: dass man sich riechen kann.

Peer-Arne Böttcher: «Analog entscheidet», in: GDI Impuls. Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel, Nummer 1, 2012, S. 11-16.

www.gdi-impuls.ch | www.bch.de 

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